Es war einmal
Der Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern und Heilpflanzen im eigenen Garten war früher sowohl in den Dörfern als auch in den Schrebergärten der Städte für Viele eine Selbstverständlichkeit. Die Gärten platzten fast aus den Nähten und ernährten die Menschen rund ums Jahr. Auch das Halten von Kaninchen, Hühnern und Enten sowie das Imkern waren weit verbreitet. Es wurde sehr viel eingeweckt, Sauerkraut gemacht und Marmelade gekocht, Kartoffeln, Rüben und vieles mehr eingelagert, Kräuter getrocknet und gelegentlich geschlachtet.
All diese natürlichen Lebensmittel ohne Zusätze und die Arbeit im Garten hielten die Menschen gesund. Sie verfügten über reiche Kenntnisse und viel Erfahrung in der Selbstversorgung, die sie an die nächste Generation weiter gaben. Dies trug dazu bei, dass sie vom Markt unabhängiger waren und durch die Selbstversorgung ihre Kosten reduzieren konnten.
Darüber hinaus waren die Gärten immer sehr vielfältig und bunt. Überall summte und zwitscherte es, das es eine Freude war! Wildkräuter, wie Brennnesseln, Giersch und viele andere mehr, wurden nicht weggespritzt sondern in Küche und Hausapotheke verwendet. Und es wurde in jedem Garten kompostiert, um den Boden zu erhalten und zu beleben.
Leider wurden in den letzten Jahrzehnten viele Haus- und Schrebergärten von Nutz- zu Ziergärten umgestaltet. Die Gemüsebeete mussten Rasenflächen und standortfremden bzw. nicht-einheimischen Zierpflanzen weichen. Die farbenfrohen Südfrüchte und Produkte in den Geschäften lockten und versprachen bequemes Konsumieren ohne aufwendige Arbeit im Garten. Die Nutztiere wurden abgeschafft und anstelle von Mist und Kompost wurden Kunstdünger aus dem Baumarkt verwendet. Und bis heute werden diverse Pestizide erschreckend unbekümmert eingesetzt, um Schädlinge und Unkraut los zu werden. Dies alles beförderte den drastischen Rückgang der Artenvielfalt unserer einheimische Pflanzen und Tiere, die Zerstörung des Bodens und die Schädigung des Grundwassers.



Viele denken um
Seit wenigen Jahren erfolgt jedoch ein langsames Umdenken. Immer mehr Menschen begreifen, dass sie sich und ihren Kindern nichts Gutes tun, wenn sie Obst und Gemüse aus dem konventionellen Anbau, Fleisch aus der Massentierhaltung und die vielen hochverarbeiteten „Lebens-“ und Genussmittel aus den Supermärkten essen. Diese sind arm an lebenswichtigen Vitalstoffen, dafür aber reich an Zucker und führen in einem enormen Ausmaß zu Übergewicht und u.a. zu Diabetes Typ 2 bei vielen Erwachsenen und sogar bereits schon bei Kindern. Sie enthalten außerdem oft Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, Antibiotika und viele andere Zusatzstoffe, die unsere Gesundheit beeinträchtigen, und belasten die Umwelt bei ihrer Herstellung und beim Transport ganz erheblich.
Ein weiterer Aspekt des Umdenkens ist, dass immer mehr Menschen verstehen, dass sie größtenteils nur noch Konsumenten sind und wichtige Bereiche ihres Lebens delegiert haben, wodurch sie in hohem Maß abhängig sind. Immer weniger Menschen wissen, wie sie ihre Nahrung selbst anbauen können. Kaum jemand ist noch in der Lage, Heilpflanzen zu nutzen und sich selbst zu helfen. Nur sehr wenige kennen essbare Wildpflanzen, können noch ihre Kleidung nähen, spinnen, eine Wiese mit der Sense mähen, Butter und Käse machen, Brot backen, Brennholz gewinnen, Tiere halten u.v.a.m.
Dazu kommt, dass die Umweltschäden zunehmend für jeden, ob auf dem Land oder in der Stadt, sicht- und spürbar werden. Monatelange Dürre, Starkregen und Überschwemmungen, Waldbrände und das deutschlandweite Waldsterben durch Trockenheit und Schädlingsbefall, Stürme sowie der gravierende Rückgang der Tier- und Pflanzenwelt sind nicht mehr länger Probleme anderer Länder, die uns nichts angehen. Sie betreffen uns nun ganz direkt und machen vielen Menschen große Sorgen.



Einen Ausweg aus diesem Dilemma sehen viele Menschen zunehmend darin, tätig zu werden. Sie versuchen, zumindest einen Teil ihrer Lebens- und Heilmittel selbst anzubauen – verknüpft mit dem Anspruch, dabei die Umwelt nicht zu schädigen, sondern durch ökologische Anbaumethoden und naturnahe Gartengestaltung zu ihrem Erhalt beizutragen.
Ob nun auf dem Land oder in der Stadt – Viele probieren sich aus und sind begeistert dabei. Da wachsen Gurken und Wildblumen auf Balkonen, Kohlrabis und Möhren in Hochbeeten und Kisten und Salatköpfe in vertikalen Wandgestellen. Dachterrassen werden zu Gemüsegärten, Innenhöfe zu artenreichen Oasen und Dorfgrundstücke endlich wieder zu strukturreichen Kleinstfarmen. Es werden Gemeinschaftsgärten gegründet, Gartenprojekte mit Kindergärten und Schulen initiiert und Parkflächen in ertragreiche Beete umgestaltet. Ganze Gemeinden werden essbare Städte. Junge Leute probieren sich aus, Ältere erinnern sich zurück und geben ihr Wissen weiter.
Was wir wollen
Unser Verein mischKultur e.V. wurde 2013 von Menschen gegründet, die sich dazu entschlossen haben, ökologischer und eigenverantwortlicher zu leben. Einige von uns sind vor über 20 Jahren aus der Großstadt in Dörfer gezogen und haben Schritt für Schritt gelernt, ihre Grundstücke naturnah und ökologisch zu bewirtschaften und sich wieder mehr selbst zu versorgen. Andere blieben in der Stadt und entdeckten, wie beglückend es sein kann, im Kleingarten, auf dem Balkon oder im Hinterhof Tomaten und Gemüse zu ziehen und Biotope anzulegen. Manche von uns wurden begeisterte Naturgärtner, Imker oder Kompost-Nerds, andere entdeckten ihre besondere Liebe zu Heilpflanzen, sind Wildpflanzenspezialisten, fermentieren, kochen am Feuer oder halten Hühner.
Uns allen gemeinsam ist, dass wir Andere dabei unterstützen wollen, ebenfalls ökologisch zu gärtnern und „selbstversorgter“ und gesünder zu leben. Aus diesem Grund organisieren wir seit nunmehr 10 Jahren Seminare, in denen unsere Referenten ihre jahrzehntelangen Erfahrungen an interessierte Erwachsene weitergeben. Wir möchten fundiertes Wissen vermitteln und bieten unseren Teilnehmern die Möglichkeit, von uns, voneinander und miteinander zu lernen.
Darüber hinaus beteiligen wir uns seit vielen Jahren gemeinsam mit Freunden und Partnern an mehreren Projekten. Mit unserem Pflanzentausch, unserem Engagement und mit unseren langjährigen Kooperationen möchten wir dazu beitragen, dass unsere Region nachhaltiger, schöner, freundlicher, offener und lebenswerter wird.