Aller Anfang …

Wenn wir so auf all die Jahre zurückblicken, die wir nun gärtnern, müssen wir oft schmunzeln. Wieviele Fehler wir doch damals machten. Da gingen Aussaaten nicht auf und pikierte Jungpflanzen ein. Obstgehölze wuchsen nicht an, Stauden verhungerten und Tulpenzwiebeln fielen den Wühlmäusen zum Opfer. Immergrüne verdursteten und Empfindliche erfroren in kalten Wintern. Und alles, obwohl wir uns doch so intensiv bemüht und so viele Bücher studiert hatten. Was hatten wir falsch gemacht? Was übersehen?

Funkie

Heute sind wir schlauer – oder vielmehr erfahrener und wissen jetzt das Grundlegende: gute Gärtner sind vor allem Eins – gute  Beobachter. Denn nur, wer sich die Zeit nimmt, die Pflanzen in ihren natürlichen Zusammenhängen zu beobachten und im Jahreslauf wahrzunehmen, wird ihre ganz individuellen Bedürfnisse erkennen und sie so behandeln, dass sie sich wohl fühlen, gedeihen, wundervoll blühen und  eine reiche Ernte einbringen.

Versuchen wir ein Gleichnis: Da möchte jemand Freunde, Bekannte und auch einige noch recht Fremde zu sich einladen. Er geht daran, die Feier zu planen und alles herzurichten. Kommen dann die Gäste, wird sich sehr schnell herausstellen, ob er ein guter Gastgeber ist. Denn ein solcher wird er sein, wenn er sich im Vorfeld Gedanken über seine Gäste gemacht hat. Da ist die junge Mutter mit Baby, der er einen ruhigen Raum zum Stillen zur Verfügung stellt. Dem indischen Gast bietet er kein Fleisch an, wohl wissend, dass er Vegetarier ist. Für seinen Freund hat er dessen Lieblingsbier parat und seine Frau umarmt er, um Ihr für die Vorbereitung dieses Abends zu danken. Er nimmt also die unterschiedlichen Bedürfnisse war, geht darauf ein, so dass es ein harmonisches Fest werden kann.

Zierquitte

Ganz ähnlich der Gärtner: Das Fest ist hier der Garten, in den Gäste eingeladen werden, die unterschiedlicher nicht sein können: Farne, Sonnenblumen und Rhododendren. Weiß er nicht um ihre Eigenarten in Bezug auf den pH-Wert des Bodens, die benötigten Nährstoffe, die bevorzugte Bodenart, Abneigungen und Vorlieben zu Nachbarpflanzen, mögliche Feinde und Krankheiten wird die Party ein Reinfall. Farne nehmen nun einmal einen Platz in der Sonne übel. Bekommen die ewig hungrigen Sonnenblumen am Büfett nur die Reste, gehen sie grußlos und türenschlagend. Und der Rhododendron wird sauer, wenn er nicht genügend „Saures“ bekommt.

Am Anfang steht also das Innehalten und Beobachten. Mit wem habe ich es zu tun? Was braucht er, um sich bei mir wohl zu fühlen? Und was muss ich tun, damit es ihm hier gut geht? So manchen Gast werden wir leicht zum Bleiben bewegen können. Anspruchsvolleren sollten wir mehr Aufmerksamkeit schenken. Und auf Einige müssen wir wohl oder übel ganz verzichten, wenn die „Party“ kein Fiasko werden soll.